Als digitaler Nomade aus Deutschland genießt du die Freiheit, ortsunabhängig zu arbeiten – ob am Strand in Thailand, in einem Café in Lissabon oder in den Bergen Südamerikas. Doch diese Freiheit bringt auch eine Herausforderung mit sich: Wie organisierst du deine Buchhaltung und steuerlichen Pflichten, wenn du ständig unterwegs bist?
In diesem Leitfaden erfährst du:
- wie deine Steuerpflicht als deutscher Digital Nomad geregelt ist,
- welche Buchhaltungs-Tools und Workflows für dich funktionieren,
- worauf du bei Belegen, Mehrwertsteuer und Doppelbesteuerung achten musst,
- und wann es sinnvoll ist, einen Steuerberater einzuschalten.
Viele angehende Nomaden gehen davon aus, dass sie keine Steuern mehr zahlen müssen, sobald sie ins Ausland reisen. Das ist falsch – und kann teuer werden.
Wohnsitz und gewöhnlicher Aufenthalt
Die Grundlage für deine Steuerpflicht findest du im § 8 Abgabenordnung (AO) („Wohnsitz“) und im § 9 AO („gewöhnlicher Aufenthalt“). 👉 Quelle: Gesetze im Internet – AO.
Das deutsche Steuerrecht unterscheidet:
- Unbeschränkte Steuerpflicht (§ 1 Abs. 1 EStG): wenn du in Deutschland einen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt (mehr als 183 Tage) hast → dein Welteinkommen ist in Deutschland steuerpflichtig.
- Beschränkte Steuerpflicht (§ 1 Abs. 4 EStG): wenn du keinen Wohnsitz mehr in Deutschland hast und weniger als 183 Tage dort verbringst.
👉 Viele Nomaden lassen ihre Wohnung in Deutschland bestehen (z. B. bei Eltern oder als WG-Zimmer). Damit bleiben sie unbeschränkt steuerpflichtig – mit allen Konsequenzen.
Typische Szenarien für Nomaden
- Freelancer mit deutscher Adresse: volle Steuerpflicht in Deutschland, egal ob die Kunden in den USA oder Asien sitzen.
- Abgemeldeter Nomade ohne Wohnsitz: steuerlich abhängig vom Aufenthaltsland → hier droht schnell eine „Steuerlücke“, die bei Rückkehr Probleme macht.
- Langzeitaufenthalt in einem Land mit DBA: Einkommen oft im Tätigkeitsstaat steuerpflichtig, Deutschland muss anrechnen.
Doppelbesteuerungsabkommen (DBA)
Deutschland hat mit über 90 Ländern Abkommen geschlossen, die regeln, welches Land das Besteuerungsrecht hat. 👉 Quelle: BMF – Doppelbesteuerungsabkommen.
Als Nomade solltest du:
- deine Reiseländer mit den deutschen DBA abgleichen,
- prüfen, ob du eine Steueransässigkeitsbescheinigung benötigst.
👉 Praxisbeispiel: Arbeitest du 8 Monate in Spanien, bist du dort steuerlich ansässig. Das DBA Spanien–Deutschland sorgt dafür, dass du nicht doppelt zahlst.
Die 183-Tage-Regel
Viele Länder nutzen die 183-Tage-Regel als Schwelle. Aber Achtung:
- Manche Länder zählen jeden Kalendertag (inkl. An- und Abreise),
- andere nur Übernachtungen.
👉 Tipp: Führe ein Reisetagebuch (Excel, App oder Notion). Das Finanzamt fragt oft sehr detailliert nach.
Eine Excel-Liste reicht nicht. Nomaden brauchen eine Lösung, die weltweit funktioniert, GoBD-konform ist und Mehrwertsteuer-Regeln abdeckt.
Kriterien für deine Software
- Cloudbasiert, mobil nutzbar
- Belegscanner per App
- Automatische Währungsumrechnung
- Bankanbindung (SEPA, Kreditkarte, Wise, Revolut)
- Exportfunktionen für den Steuerberater
👉 Quelle: GoBD-Grundsätze, BMF.
Top-Tools für digitale Nomaden
- Clean Invoice – All-in-One, besonders für Freelancer & Dienstleister, Demo-Account ohne Anmeldung verfügbar
- Lexoffice – klassisch, große Verbreitung in Deutschland
- Sevdesk – starker Fokus auf Mobilgeräte
- Fastbill – viel Automatisierung, wiederkehrende Rechnungen
- Debitoor – einsteigerfreundlich, für Solo-Selbstständige
👉 Empfehlung: Teste 1–2 Tools 14 Tage und achte darauf, wie gut du Belege unterwegs erfassen kannst.
Nach deutschem Recht gilt: Keine Buchung ohne Beleg.
Anforderungen (GoBD)
- Echtheit & Unveränderbarkeit
- Nachvollziehbarkeit
- 10 Jahre Aufbewahrungspflicht (§ 147 AO)
Workflow für unterwegs
- Quittung fotografieren → App lädt hoch
- OCR liest Betrag & Datum aus
- Automatische Zuordnung zu einer Kategorie
- Speicherung in der Cloud
👉 Fehler vermeiden: Screenshots von Online-Belegen sind erlaubt, aber nur wenn der Originalbeleg eindeutig nachvollziehbar ist.
B2C-Dienstleistungen (Privatkunden in der EU)
Seit 2015 gilt: Steuer im Land des Kunden (§ 3a Abs. 5 UStG). 👉 Quelle: UStG § 3a.
→ Lösung: OSS-Verfahren (One-Stop-Shop) nutzen. 👉 Quelle: EU-Portal OSS.
B2B-Dienstleistungen (Unternehmen in der EU)
Meist Reverse-Charge (§ 13b UStG) → Kunde zahlt Steuer, du stellst netto aus.
Außerhalb der EU
Häufig steuerfrei in Deutschland, aber Dokumentation nötig.
👉 Beispiel: Du stellst als Freelancer in Bali eine Rechnung an ein US-Unternehmen → keine deutsche Umsatzsteuer, aber Dokumentationspflicht.
Tools
- Buchhaltungssoftware (Clean Invoice, Lexoffice etc.)
- Digitale Bankkonten (Wise, Revolut Business)
- VPN für sicheren Zugriff auf Finanzdaten
- Cloud-Speicher (Google Drive, Dropbox, Nextcloud)
- Reise-Apps für Finanzen (Numbrs, Expensify)
Workflow (monatlich)
- Belege sofort scannen
- Wöchentlicher Bankabgleich
- Monatliche Buchhaltung prüfen
- Quartalsweise Umsatzsteuervoranmeldung (§ 18 UStG)
- Jahresabschluss vorbereiten (EÜR oder Bilanz)
👉 Extra-Tipp: Lege feste Routinen an Reisetagen fest, z. B. Sonntag 1 Stunde Buchhaltung.

- Den steuerlichen Wohnsitz ignorieren → Nachzahlungen & Strafen drohen.
- Belege verlieren → ohne Nachweis keine Betriebsausgabe (§ 4 Abs. 4 EStG).
- Privat & Geschäft nicht trennen → unklare Finanzlage.
- Mehrwertsteuerregeln missachten → besonders bei B2C in der EU gefährlich.
Spätestens hier:
- bei mehreren Auslandseinsätzen,
- wenn du Mitarbeiter im Ausland hast,
- bei größeren Investments,
- wenn du dauerhaft aus Deutschland abgemeldet bist.
👉 Suche gezielt nach Steuerberatern für digitale Nomaden oder „International Tax Advisors“.
1. Muss ich als Digital Nomad immer in Deutschland Steuern zahlen?
Nein, das hängt von deinem steuerlichen Wohnsitz ab (§ 1 EStG). Viele Nomaden bleiben jedoch unbeschränkt steuerpflichtig, wenn sie eine Adresse in Deutschland behalten.
2. Kann ich meine Reisekosten steuerlich absetzen?
Ja, aber nur wenn sie betrieblich veranlasst sind (§ 4 Abs. 5 EStG). Ein Flug nach Bali zum Arbeiten ist absetzbar, der anschließende Strandurlaub nicht.
3. Welche Rechtsgrundlagen gelten für die digitale Buchhaltung?
Die GoBD regeln, wie Belege elektronisch verarbeitet und gespeichert werden müssen. Dazu kommen AO, EStG und UStG.
4. Was passiert, wenn ich keine Belege habe?
Ohne Beleg kein Betriebsausgabenabzug. Finanzämter akzeptieren nur lückenlos nachvollziehbare Dokumentation.
5. Welches Tool eignet sich am besten?
Für Freelancer und Selbstständige mit Fokus auf ortsunabhängiges Arbeiten ist Clean Invoice oder Sevdesk besonders empfehlenswert.
Die Buchhaltung als digitaler Nomade ist kein Hexenwerk – aber ohne System schnell ein Chaos. Mit den richtigen Tools, Routinen und ggf. professioneller Unterstützung kannst du dich auf das Wesentliche konzentrieren: Arbeiten und Reisen.
Ein Tool wie Clean Invoice kann dir dabei enorm helfen: Rechnungen, Belege, Umsatzsteuer – alles zentral organisiert, auch mobil.
So sicherst du deine Freiheit langfristig ab – ohne Stress mit dem Finanzamt.
👉 Hast du bereits Erfahrung mit Buchhaltung unterwegs? Teile deine Tipps in den Kommentaren!
📌 Disclaimer: Dieser Artikel ersetzt keine Steuerberatung. Für individuelle Fälle kontaktiere bitte einen spezialisierten Steuerberater.