Sind Elektro Pickups und Elektro Transporter im Handwerk und auf Baustellen 2025 eine sinnvolle Wahl?
Kurz gesagt: Für viele Handwerksbetriebe sind reine Elektro-Nutzfahrzeuge heute nur dann sinnvoll, wenn überwiegend kurze Strecken gefahren werden, keine hohen Anhängelasten gefordert sind und eine sichere Lademöglichkeit besteht. Für klassische Baustelleneinsätze mit wechselnden Einsatzorten, schweren Anhängern und langen Tagesetappen ist der Diesel aktuell noch im Vorteil. Doch das kann sich mittelfristig ändern.
Elektrofahrzeuge gewinnen an Bedeutung, aber während PKW den Alltag längst erobert haben, stehen Handwerksbetriebe vor besonderen Herausforderungen beim Umstieg auf elektrische Transporter und Pickups. Dieser Artikel beleuchtet kritisch, was heute schon möglich ist – und wo die Grenzen liegen.

Maxus T90 EV
- Rund 330 km Reichweite ohne Last, deutlich reduziert im Anhängerbetrieb.
Die Reichweite des Maxus T90 EV ermöglicht einen effizienten regionalen Einsatz, insbesondere für Handwerker mit planbaren, kurzen Wegen ohne Anhängerbetrieb. Doch im Alltag zeigt sich: Sobald Werkzeuge, Material oder gar ein Anhänger transportiert werden, fällt die Reichweite teils deutlich unter 200 km. Für Betriebe, die im Stadtgebiet unterwegs sind und abends laden können, reicht das oft aus – für größere Baustellenrunden wird es eng.
Ford F150 Elektro
- Produktionspause aufgrund geringer Nachfrage und hoher Lagerbestände.
Der Ford F-150 Lightning wurde in den USA als Hoffnungsträger für das Elektrosegment gehandelt – doch die Nachfrage blieb bislang deutlich hinter den Erwartungen. Eine Produktionspause von November 2024 bis Januar 2025 zeigt, dass viele Betriebe noch skeptisch sind. Gründe sind insbesondere Preis, Reichweite und das fehlende Vertrauen in die Ladeinfrastruktur für Nutzfahrzeuge.
Anhängelast im Vergleich
- Eingeschränkte Anhängelast im Vergleich zu Diesel-Pickups.
Aktuelle E-Pickups bieten selten mehr als 1.000 kg Anhängelast und verlieren bei Anhängerbetrieb oft einen Großteil der Reichweite. Klassische Dieselmodelle dagegen ziehen oft 2.500–3.500 kg, auch über längere Strecken. Für das Ziehen von Anhängern, Baumaschinen oder schweren Werkzeugkoffern ist Elektro aktuell kaum geeignet.

Renault Master Z.E.
- Solide Grundoption für regionalen Einsatz.
Der Renault Master Z.E. wird von Handwerksbetrieben vor allem im innerstädtischen Bereich genutzt – etwa für Gebäudereiniger, Elektriker, oder mobile Pflegedienste. Seine Reichweite reicht für Tagesetappen bis ca. 100–120 km, er lädt zuverlässig an der heimischen Wallbox und bietet Stauraum für leichtes Werkzeug.
Ford E-Transit & Mercedes eSprinter
- Nutzlast bis 1.700 kg; Reichweite zwischen 150 und 300 km.
Wer mehr Platz, Komfort und Nutzlast benötigt, greift zum Ford E-Transit oder Mercedes eSprinter. Sie schaffen regional durchaus typische Tagestouren und bieten modernen Fahrkomfort. Allerdings reduziert sich die Reichweite bei hoher Beladung, viel Stop-and-Go oder kalten Temperaturen spürbar – Praxistests zeigen: Oft bleibt die nutzbare Reichweite bei 160–180 km.
Dieselmodelle im Vergleich
- Deutlich größere Reichweiten (600–800 km).
Klassische Dieseltransporter bleiben unschlagbar, wenn es um Flexibilität, Reichweite und Anhängelast geht. Gerade für Betriebe mit überregionalen Baustellen, häufigen Standortwechseln oder Arbeiten im Umland bleibt der Diesel alternativlos – und Ausfallzeiten durch Tanken sind weiterhin kürzer als Ladezeiten.
Reichweite
- Maximal 300 km (Elektro) vs. bis zu 800 km (Diesel).
Die Reichweite von E-Transportern und Pickups ist in der Praxis oft niedriger als vom Hersteller angegeben, insbesondere bei schweren Lasten, Kälte oder starker Nutzung elektrischer Verbraucher. Viele Handwerker berichten, dass sie sich regelmäßig eine größere „Reichweitenreserve“ einplanen müssen, um nicht in Ladeengpässe zu geraten.
Nutzlast & Anhängelast
- Elektrofahrzeuge sind oft stark eingeschränkt.
Während das Leergewicht bei E-Nutzfahrzeugen durch die Batterie oft steigt, bleibt die maximale Zuladung gleich oder sinkt. Die Anhängelast ist selten ausreichend für Baumaschinen oder große Materialanhänger. Wer regelmäßig schwere Ladungen zieht, kommt an einem Diesel (noch) nicht vorbei.
Ladeinfrastruktur
- Oft unzureichend, speziell im ländlichen Raum oder auf wechselnden Baustellen.
In vielen Industriegebieten, auf dem Land oder auf Baustellen gibt es bis heute kaum geeignete Schnelllader. Zudem sind viele öffentliche Ladepunkte für große Transporter oder Pickups nicht ausgelegt, was die Einsatzplanung erschwert.
Flexibilität
- Diesel bleibt flexibler für kurzfristige Einsätze und längere Strecken.
Wer spontan Material holen oder zu einer entfernten Baustelle fahren muss, bleibt mit dem Diesel maximal flexibel. Elektromobilität verlangt heute noch exakte Planung, vor allem bei mehreren Baustellen an einem Tag und spontan geänderten Routen.
F150 Lightning als Gradmesser
Ford hat die Fertigung des elektrischen Pickups F‑150 Lightning temporär pausiert, aufgrund geringer Nachfrage und hoher Verluste der EV-Sparte. Dies verzögert zusätzlich die Einführung weiterer Elektro-Pickups auf dem Markt.
Branchenausblick
Die Produktionsunterbrechung beim Ford F150 Lightning unterstreicht, dass trotz innovativer Technologie die Nachfrage nach Elektro-Pickups noch nicht ausreichend entwickelt ist. Unternehmen sollten die Markttrends genau beobachten, um zukunftssichere Investitionen zu tätigen. Viele Experten sehen den Wendepunkt für E-Nutzfahrzeuge frühestens ab 2026/27, wenn Reichweite, Preise und Ladezeiten weiter verbessert werden.
Feste, kurze urbane Strecken
- Amazon fährt mit Elektro-Lieferwagen auf genau geplanten Touren, kehrt jeden Abend zum Depot zurück und profitiert von günstigen Ladezeiten über Nacht.
Diese Struktur ermöglicht einen maximal effizienten Einsatz der E-Flotte.
Kosten- und Umweltvorteile
- Feste Touren bedeuten planbare Ladezeiten, geringe Kosten und eine hohe Auslastung der Fahrzeuge.
Zudem können Emissionen gezielt gesenkt und Umweltauflagen in Städten leichter eingehalten werden.
Grenzen fürs Handwerk
- Nicht geeignet für Baugewerbe aufgrund variabler Anforderungen an Zuladung und Zugkraft.
Im Handwerk wechseln Routen und Einsatzorte täglich. Zuladungen schwanken stark, spontane Materialtransporte oder Anhängereinsätze sind an der Tagesordnung – das widerspricht dem festen Tourenprinzip der E-Lieferwagen-Logistik.
Steuerliche Bedingungen ab 2025
- Erfüllt ab 2025 nicht die Anforderungen (80 km elektr. Mindestreichweite, max. 50 g CO₂/km).
Neue steuerliche Regeln bedeuten: Nur Plug-in-Hybride mit großer Reichweite und sehr niedrigem Verbrauch profitieren noch. Der Ford Ranger Plug-in etwa fällt aus der steuerlichen Förderung, weil er zu wenig rein elektrisch fährt und zu viel CO₂ ausstößt.
Steuerliche Vorteile geringer
- Höherer geldwerter Vorteil als reine Elektrofahrzeuge.
Hybrid-Pickups sind meist teurer als reine Diesel, bieten aber oft keinen echten Steuer- oder Verbrauchsvorteil mehr. Besonders bei der Dienstwagenversteuerung und der Abschreibung schneiden reine E-Fahrzeuge deutlich besser ab.
Die wichtigsten Fakten

- 💰 Vorteil: Liquidität steigt durch unmittelbare Reduktion der Steuerlast
Praxisbeispiel & Checkliste
Praxisbeispiel:
Kauft ein Handwerksbetrieb einen neuen E-Transporter für 60.000 €, kann er im ersten Jahr 45.000 € steuerlich geltend machen. Das senkt die Steuerlast sofort und kann die Anschaffung – vor allem für Betriebe mit hoher Steuerbelastung – sehr attraktiv machen.
Checkliste für die Beantragung:
- Anschaffung muss nachweislich betrieblich erfolgen
- Das Fahrzeug muss ein reines Elektrofahrzeug sein
- Rechnung und Nachweise aufbewahren
- Steuerberater konsultieren zur optimalen Nutzung der Abschreibung
Elektro-Nutzfahrzeuge sind heute in bestimmten Szenarien sinnvoll, aber (noch) nicht universell einsetzbar.
Wer in der Stadt, auf festen Touren und mit kalkulierbaren Lasten arbeitet, profitiert bereits von günstigen Betriebskosten, Steuerersparnissen und leiserem Fahren. Für viele klassische Handwerksbetriebe mit wechselnden Baustellen, langen Tagesetappen oder regelmäßigem Anhängerbetrieb bleibt der Diesel noch alternativlos.
Mit wachsendem Ladeinfrastrukturausbau, besserer Akkutechnologie und steigenden Umweltauflagen kann sich dieses Bild aber in den nächsten Jahren deutlich verändern. Die Investition in die ersten E-Transporter kann schon jetzt strategisch sinnvoll sein – aber eine komplette Umstellung des Fuhrparks ist Stand 2025 meist noch zu früh.
Gibt es rein elektrische Pickup-Modelle?
Ja, zum Beispiel Maxus T90 EV und Ford F-150 Lightning. Das Angebot ist aktuell noch gering, Reichweiten und Anhängelasten sind gegenüber Dieselmodellen aber eingeschränkt. Neue Modelle könnten ab 2026 weitere Optionen bieten.
Wie schneidet ein Elektro-Transporter in der Praxis ab?
Die Praxiserfahrungen zeigen: Für regionale Strecken und leichte Nutzungen funktionieren Modelle wie der E-Transit oder eSprinter gut. Reichweite, Ladezeit und Nutzlast sind aber im Alltag oft niedriger als die Herstellerangaben.
Was bedeutet die 75 % Abschreibung für Handwerker?
Handwerksbetriebe können die Investition in ein neues Elektrofahrzeug ab Juli 2025 zu 75 % sofort abschreiben. Das spart Steuern und verbessert die Liquidität, ist aber nur für reine E-Fahrzeuge möglich.
Warum setzt Amazon auf Elektro Lieferwagen, Handwerker aber eher nicht?
Amazon fährt feste, planbare Touren und hat Ladeinfrastruktur im Depot – Handwerker haben wechselnde Routen, unterschiedliche Lasten und keine Garantie auf Lademöglichkeiten an der Baustelle.
Sind Hybrid-Pickups eine gute Zwischenlösung?
Für das Handwerk sind Hybrid-Pickups meistens nicht attraktiv, weil sie ab 2025 steuerlich kaum noch gefördert werden und weder bei Reichweite noch bei Nutzlast an Diesel oder reine E-Modelle herankommen.
(Stand: Juli 2025 – technische Daten, Förderungen und gesetzliche Rahmenbedingungen können sich ändern. Bitte bei der Kaufentscheidung aktuelle Infos einholen und individuelle Bedürfnisse prüfen.)